Die Akten des Dorfes Coschütz wurden am Ende des Krieges ins Rathaus der Stadt Dresden gebracht, wo sie in der Bombennacht 1945 verbrannten.

Heimatforscher, Chronisten und Literaten haben Informationen hinterlassen. Archäologen haben das ihrige dazu getan, und da liegen auch die Geheimnisse...


Die Heidenschanze wurde in früher Bronzezeit besiedelt; Funde wurden auf 1200-500 v. Chr. datiert. Eine Festungsanlage mit Wall und Graben schützte die Siedlung mit recht hoch entwickeltem Handwerk hoch über dem damals waldreichen und sumpfigen Tal der Weißeritz, welches auch durch ein Felstor zum See angestaut gewesen sein könnte. Eine gleichzeitige Besiedlung des heutigen alten Dorfkernes kann beispielsweise aufgrund gefundener Gräberfelder vermutet werden. Die Besiedlung der Heidenschanze muss etwa um 500 v. Chr. ziemlich abrupt geendet haben. Nach meiner Vermutung hat ein Felsabbruch eines großen südwestlichen Ausläufers die Kultstätte und die Quelle mit in die Tiefe gerissen; für beide wurde bis heute kein Nachweis gefunden. Die These, dass mit der Kultstätte auch alle Dorfbewohner in die Tiefe gerissen wurden, die dort versammelt hatten, ist nicht belegt.


Der heutige Dorfkern von Altcoschütz wurde erstmals 1279 urkundlich erwähnt. Vorherige Besiedlung gab es wahrscheinlich ab 1000 v. Chr.; in der Zeit der Völkerwanderung ließen sich Sorbenwenden, Hermunduren, Slawische Stämme verschiedener Herkunft etc. hier nieder.


Die weitere Entwicklung wurde durch Ackerbau Viehzucht, Steinbruch, später Bergbau, Weinbau und Brauerei bestimmt.


Verheerende Dorfbrände wie 1760, 1783, 1816 und der wohl schlimmste vom 29. April 1829 veränderten das Gesicht des Dorfes. Beim Wiederaufbau wurde jeweils die Gelegenheit genutzt, durch Anbauten, Umbauten und Umnutzungen den veränderten Bedürfnissen der Besitzer zu entsprechen.


Der Ulmenhof stellt den Kopfbau des historischen Dorfkerns Altcoschütz dar. In der Eingangssituation (Dorfplatz) zur Sackgasse des erweiterten Rundweilers bildet es mit seiner Traufseite zum Platz und zwei Giebeln zur Straße den „linken Torpfeiler“ des Dorfes.


Insofern kommt diesem Gehöft besondere Bedeutung zu, da es in fast vollständig erhaltener Substanz und in für die Entstehungszeit repräsentativer Erscheinung weithin sichtbar ist; allen zum Dorfplatz führenden Straßen eröffnet sich der Blick auf dasEnsemble.


Der Hof zeigt sich durch die abgeknickte Flucht des Seitengebäudes in sehr eigenwilliger Trapezform; die Öffnung zwischen beiden Giebeln zur Straße ist die schmalste Seite. Die typische Gliederung des Sächsischen Dreiseithofes ist deutlich ablesbar:


- Wohn-/Stallhaus (mit Pferdestall und Gesindekammern im hinteren Teil),


- Auszüglerhaus (mit Remise, Durchfahrt und Rampe zum Dorfplatz, Tenne im OG)


- Scheune (mit Schweinekoben, Trockentoilette, Remise und Tennenboden).


Die Gebäude des Ulmenhofes dokumentieren den Zustand von 1829/1830. Die dabei verwendeten Grundmauern und Keller entstammen z. T. dem 16. und 17. Jahrhundert. So ist anzunehmen, dass sowohl der Ostteil der Scheune als auch das (südliche) Hinterhaus des Hauptgebäudes erst nach dem letzten Dorfbrand errichtet wurden. Auch das Auszüglerhaus stand ursprünglich in anderer Achse; der Keller darunter liegt nicht in Parallele zum aufgehenden Mauerwerk.


Spätere Umbauten waren der Abriß des Satteldaches der Scheune (um 1965), der unpassende Zwischenbau mit Treppe zwischen Scheune und Hauptgebäude und der Dachausbau des Hauptgebäudes im hinteren Teil, verbunden mit dem Aufbau einer Schleppgaupe.


Weiterhin prägend waren die fleißigen, jedoch von wenig Geld und Sachkenntnis geprägten, oft nicht denkmalgerechten Instandsetzungsarbeiten des letzten Privateigentümers, Willy Illgen, sowie die unterlassenen Erhaltungs- und Sicherungsarbeiten in 10 Jahren Volkseigentum/WOBA-Eigentum, die unsachgerechten Arbeiten der Mieter unter Anwendung bautechnisch-, bauphysikalisch- und ökologisch-bedenklicher Materialien und Methoden.


Seit 1995 wieder in Privateigentum, werden die Gebäude nun schrittweise rekonstruiert. Dabei wird historische Substanz wieder freigelegt, restauriert und ergänzt, wird die Grundcharakteristik des Ensembles gepflegt aber auch – mit Einschränkungen - den heutigen Nutzungsbedürfnissen angepasst.


Klares Bekenntnis zum Fachwerkhaus, liebevolle Restaurierung im Detail und behutsame Weiterentwicklung mit Dokumenten des 21. Jahrhunderts werden das Ensemble prägen.


Besonderes Augenmerk legen wir auf Ökologische Bauweisen und Materialien, historische Techniken, Wiederverwendung historischer Bauteile und Baustoffe. Der wichtigste Baustoff ist Lehm. In speziellen Mischungen mit Sand, Stroh, Holzspänen und anderem wird er in verschiedensten Techniken für Wände, Decken, Füllungen, Schüttungen, Putze und mehr verwendet. Damit wird das konstruktive und bauphysikalische System des Lehm-Fachwerks erhalten und weiterentwickelt.


Nachgewiesene Besitzer:


um 1628 Donath Palitzsch


um 1682 Christoph Bart


um 1794 Johann George Fentzsch


1829, 1860 Johann Gottlieb Damm


um 1903 Julius Franz


bis 1939 Clara Ida vhl. Quaas, geb.Franz.


bis 1963 Dipl.-Ing. Alfred Walter Quaas


ab 1963 Heizer Max Willy Illgen


ab 1984 Eigentum des Volkes


ab 1992 SÜDOST WOBA Dresden GmbH


ab 1995 Sven Ove Schindler, Freier Architekt in Dresden


Literatur:


P. Dittrich, Zwischen Hofmühle und Heidenschanze, Urban, Dresden 1941


Richard Naumann, Merk- und Denkwürdigkeiten von Coschütz, Eigenverlag, Dresden 1911


Hermann Gretschel, Geschichte der Gemeinde Coschütz bei Dresden, Pescke & Gretschel 1904


Baugeschichtsarbeiten an der TU Dresden: Schindler 1990, Kuhn 2000